„Ich hab Bandscheibe!“
Kreuzschmerz – es ist nicht immer die Bandscheibe!
Rückenschmerzen bzw. Kreuzschmerzen sind die Volkskrankheit Nummer eins! Ein Großteil der Bevölkerung leidet unter Schmerzen im unteren Rücken und viele reden schnell von einer Bandscheibenproblematik, doch ist dem so? Wie genau äußert sich eigentlich eine Bandscheibenproblematik, was ist charakteristisch und wie lässt sie sich zu einer Stenose (Spinalkanalstenose) unterscheiden?
Risikofaktoren
Für Schmerzen im unteren Rücken gibt es einige Risikofaktoren, die man zum Teil gut beeinflussen kann. Diese sind unter anderem:
- zu wenig körperliche Aktivität – Achtung: zur Aktivität zählt keine saisonale Gartenarbeit oder das Spazieren mit dem Hund. Der Körper ist für Bewegung und Beanspruchung ausgelegt und erhält bzw. verbessert sich NUR dann, wenn er in vielfältigerweise „gebraucht“ wird.
- monotone/einseitige Bewegung – man sollte sich bewusst sein, dass auch ein sehr aktiver Job meist eine große Monotonie mit sich bringt und diese dringend ausgeglichen werden sollte
- Übergewicht
- Zwangshaltungen – auch hier vor allem bezogen auf bestimmte Berufe, die häufig in der selben Körperhaltung stattfinden
- Traumata
- frühere Rücken-OP´s
- Schwangerschaften
- Familiäre Veranlagung
Welche Strukturen sind im unteren Rücken primär interessant?
Knöchern haben wir im unteren Rücken 5 Lendenwirbelkörper mit jeweils einer dazugehörigen Bandscheibe. Zwischen den Wirbelkörpern treten die Spinalnerven aus. Gerne wird auch von Wirbelsegmenten gesprochen, hier sind dann die zwei übereinander liegende Wirbel, die dazwischen liegende Bandscheibe und der austretende Spinalnerv gemeint (Beispiel: Segment L4/5).
Muskulär haben wir die oberflächliche Muskulatur, welche über mehrere Wirbelsegmente zieht und primär für Bewegung zuständig ist und die tiefe Muskulatur, diese zieht nur über einzelne Segment und hat die primäre Aufgabe der Stabilisation.
Aufgepasst!
Grundsätzlich spricht man von einem Bandscheibenproblem, wenn die Bandscheibe die Symptomquelle ist, z.B. bei Rissen im Faserring der Bandscheibe oder bei einer Bandscheibenvorwölbung. Ausstrahlende Schmerzen wie z.B. bei einem Bandscheibenvorfall gehören nicht dazu, denn hier ist die Symptomquelle der Nerv bzw. die Nervenwurzel und nicht die Bandscheibe selbst – man spricht von einem radikulären Syndrom.
Dennoch kann man sagen, dass aus einer Bandscheibenproblematik ein radikuläres Syndrom entstehen kann (muss aber nicht).
Wie äußert sich jetzt ein Bandscheibenproblem?
Das Hauptproblem bei Bandscheibenproblematiken ist neben Schmerzen die Steifigkeit. Die Symptome treten meist großflächig im unteren Rücken auf und sind nicht gut und eindeutig lokalisierbar- gefühlt aber eher „tief drin“ als oberflächlich.
Im Alltag zeigt sich eine Morgensteifigkeit – man muss erstmal „in Gang kommen“. Leichte Bewegungen wie z.B. Spazieren gehen verbessern die Symptome und gehaltene Positionen, z.B. in Vorneige verschlimmern sie.
Bandscheibenprobleme verlaufen meist in Episoden, welche mit der Zeit immer länger und heftiger werden und häufiger auftreten. Dennoch lässt sich sagen, dass sich Bandscheibenprobleme mit zunehmendem Alter verbessern.
Differenzierung zur Stenose
Neben Schmerzen im unteren Rücken äußert sich eine Stenose primär durch Schwäche und/oder Schmerzen in den Beinen. Die Schmerzen sind sehr diffus und auch der Beinschmerz lässt sich keinem Nervenverlauf zuordnen, wie z.B. bei einem radikaleren Syndrom. Wie bei der Bandscheibe kann es zu einer Morgensteifikeit kommen, dennoch gibt es auch einige Unterschiede. Die Stenose führt häufig zu nächtlichen Schmerzen in den Beinen, jegliches Gehen und Stehen ist schlecht und Sitzen bzw. eine leichte Vorneige des Oberkörpers wirkt entlastend.
Die Symptome der Stenose beginnen langsam und werden schleichend schlechter. Meist gehen Sie einher mit einer längeren Vorgeschichte bezgl. Rückenschmerzen und betreffen häufig Patienten im Alter um die 60 Jahre.
Das war alles?
Natürlich gibt es nicht nur diese zwei Krankheitsbilder im orthopädischen Bereich, die einen Schmerz im unteren Rücken auslösen können. Hinzu kommen noch Diagnosen wie „Instabilitäten„, „Facettengelenksproblematiken„oder eben das bereits genannte „radikuläre Syndrom“.
Hierzu folgen in nächster Zeit weitere Beiträge in unserer Kategorie „Wissenswertes„!